Mit Titelblättern ist das so eine Sache. Sind sie zu langweilig, gehen potenzielle Leser gelangweilt am Zeitungsstand vorbei. Sind sie zu provokativ, so überrollt gleich eine gewaltige Lawine an Empörung und Kritik den Verlag. Und am lautesten sind natürlich immer die Kollegen, die es in jedem Fall besser gemacht hätten.
von Mirijam Friedrich und Caroline Link
So ergeht es im Moment auch dem Titel der aktuellen Spiegel-Ausgabe. Es zeigt Donald Trump, der wie ein Komet auf die Erde zurast. Darunter die Schlagzeile: “Das Ende der Welt (wie wir sie kennen)”. Bild-Herausgeber Kai Diekmann echauffiert sich über Twitter mit den Worten “Meine Güte! Wird das jetzt der mediale Überbietungswettbewerb: Wer schreit am lautesten Weltuntergang?!” Doch wie haben andere Medien das Thema aufgegriffen? Wir haben uns die Cover am Tag nach der Wahl genauer angeschaut – klickt euch durch:
Die BILD-Zeitung verkündet einen Tag nach der US-Wahl nach Merkel-Manier ganz optimistisch, dass Donald Trump für Deutschland kein Problem darstellen wird. Gleich darunter wird Barack Obama zum „Gewinner des Tages“ gekürt. Ob er das nach Trumps Sieg auch so sieht, ist jedoch fraglich.
Die Kollegen der Berliner Zeitung sind besorgt. Für sie ist der Wahlausgang nicht nur eine Niederlage für Hillary Clinton, sondern auch für den gesamten Westen und seine Werte.
Kommentator Andreas Schwarzkopf ist sicher: Die Republikaner werden Trumps Pläne nicht verhindern können — und wollen. Stattdessen nimmt er die Demokraten in die Pflicht. Gegen populistische Strömungen in der EU hilft seiner Meinung nach wiederum nur eine politische Linie, die die Wähler nicht sich selbst überlässt.
Die Morgenpost zeigt die Freiheitsstatue in verzweifelter Pose. Sie macht jedoch auch klar: Nicht nur die USA haben Anlass, sich Sorgen zu machen. Der 9. November sei für die ganze Welt ein schwarzer Tag. Die Morgenpost zeigt die Freiheitsstatue in verzweifelter Pose. Sie macht jedoch auch klar: Nicht nur die USA haben Anlass, sich Sorgen zu machen. Der 9. November sei für die ganze Welt ein schwarzer Tag.
Auch beim Handelsblatt vergräbt die Freiheitsstatue ihr Gesicht in den Händen. Bei Herausgeber Gabor Steingart steht diese Pose allerdings für die Scham und Demütigung, die das gesamte westliche Establishment nach Clintons Niederlage empfindet.
Die Rheinische Post weiß, warum so viele Menschen Donald Trump gewählt haben. Sie wollen Veränderung — und das scheinbar um jeden Preis. Die wichtigste Erkenntnis für Autor Michael Bröcker: Demokratie kann auch mal unbequem sein, aber immerhin ist es noch Demokratie. Und die braucht auch Populisten.
Der Tagesspiegel stellt eine unangenehme Frage. Die Antwort jedoch wird sich erst zeigen, wenn Trump endlich seine Pläne offenbart und Klartext spricht.
Die taz hält Trumps Wahlsieg für einen schlechten Witz. Sie stellt berechtigterweise die Frage, ob auch bei uns Antidemokraten so großen Zuspruch bekommen könnten. Das zu verhindern, sei vor allem Aufgabe der Linke.
Die Welt kompakt spielt mit ihrem Namen und macht damit gleichzeitig klar: Der Sieg von Donald Trump wird nicht nur in den USA alles verändern, sondern auch die Weltordnung umkrempeln.
Wen interessiert, was Spiegel-Chefredakteur Klaus Brinkbäumer zum aktuellen Titel sagt, der kann am morgigen Mittwoch, 16. November, um 23.20 Uhr im NDR-Fernsehen bei Zapp einschalten.